Mehr Zugang für alle
Seit es Biosimilars gibt, werden immer mehr Patient:innen mit biopharmazeutischen Arzneimitteln versorgt. Für viele bedeutet die Biopharmazeutika-Therapie ein völlig
neues Leben. Es werden nicht nur mehr Menschen mit einem Biopharmazeutikum behandelt, auch die Wartezeit darauf hat sich in den letzten Jahren deutlich verkürzt.
Erhält eine Person die Diagnose Rheuma, wird sie zunächst mit einer chemischen Basistherapie behandelt. Oft verbessert diese bereits den allgemeinen Gesundheitszustand. Oft – aber nicht immer. Dann leben Patient:innen – trotz Behandlung – auch weiterhin mit starken Einschränkungen.
So jedenfalls war es bei Doreen Reimann. Mehr als 20 Jahre lebt die Berlinerin nun mit rheumatoider Arthritis. In einem Film für die AG Pro Biosimilars erzählt sie: „Ich bin viele Jahre unerkannt mit der Krankheit und den starken Schmerzen gelaufen, hatte am Ende zwei Krücken, weil ich die Hüfte und das Knie nicht mehr belasten konnte. So schmerzhaft war es.“ Selbst schwere Medikamente konnten ihr kaum helfen, ermöglichten der Rheuma-Patientin kein unbeschwertes Leben.
Ein Biopharmazeutikum kann das Leben von Patient:innen verändern
Wie bei immer mehr anderen Patient:innen, war es der Einsatz eines Biopharmazeutikum, der bei Doreen Reimann die Therapie revolutionierte und ihr Leben grundlegend verbesserte. Elf Jahre nach der Diagnose bekam Doreen Reimann endlich ein Biopharmazeutikum – damals noch das Original-Präparat. Seitdem braucht sie keine Krücken mehr, sie kann wieder arbeiten – und sogar Fahrradfahren.
Immer mehr Rheuma-kranke erhalten Biopharmazeutika
Ein wichtiger Schritt – auch für die Ärztin, die sie behandelt und ihr das Biopharmazeutikum erstmals verschrieb: „Seit wir die Biosimilars haben, ist es für uns Ärzte insgesamt einfacher geworden, Biopharmazeutika zu verordnen“ sagt die Rheumatologin Silke Zinke in demselben Film. „Der Vorteil ist, dass sie eine vergleichbare Wirksamkeit haben wie die Originale. Das wissen wir aus guten Studien. Und sie sind in ihrer Wirtschaftlichkeit deutlich günstiger.“
Tatsächlich ist die Zahl der Personen, die eine Biopharmazeutika-Therapie erhalten, in den letzten Jahren nennenswert angestiegen. Eine im Jahr 2020 veröffentlichte und von der AG Pro Biosimilars in Auftrag gegebene PHARAO-Studie der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns zeigt: Allein bei Rheuma stieg die Zahl der Patient:innen, die mit einem biopharmazeutischen Arzneimittel behandelt wurden, in fünf Jahren um fünf Prozent – von 12,3 Prozent im Jahr 2014 auf 20,4 Prozent im Jahr 2019. Während im Jahr 2014 noch keine Biosimilars auf dem Markt verfügbar waren, erhielt 2019 über alle rheumatologischen Erkrankungen hinweg bereits fast die Hälfte (48,7%) der mit biologischen Therapien versorgten Patient:innen eine Biosimilar-Therapie.
Rheuma-ERkrankte haben heute früher Zugang zu Biopharmazeutika
Auch die Wartezeit – also die Zeit, in der die schwer an Rheuma erkrankten Patient:innen mit einer chemischen Basistherapie behandelt werden, bevor sie von ihrem Arzt oder Ärztin ein Biopharmazeutikum verschrieben bekommen – ist stark geschrumpft. Sie bekommen heute deutlich schneller ein biopharmazeutisches Arzneimittel verschrieben, als noch vor sechs Jahren. Das ist das Ergebnis einer Befragung im Rahmen der o.g. PHARAO-Studie. Musste ein Rheuma-Kranker bis 2015 noch durchschnittlich 3,15 Jahre auf eine biopharmazeutische Arzneimitteltherapie warten, sind es jetzt nur noch 2,17 Jahre. In dieser Zeit bekommen die Patienten in der Regel Glukokortikoide und andere chemische Substanzen wie Methotrexat.
Welchen Beitrag die Biosimilars zu dieser Entwicklung geleistet haben, wird klar, wenn man die Biosimilar-Markteinführungen in diesem Zeitraum in den Blick nimmt. Denn: Seit 2015 kamen insgesamt drei Biosimilars für Rheumapatienten auf den Markt. Nach jeder Markteinführung verkürzte sich die Wartezeit.
Die Substitution erfolgt in der Regel vom Original auf ein Biosimilar
In der Befragung im Rahmen der PHARAO-Studie gab die Hälfte der Ärzte und Ärztinnen (52 Prozent) an, die Patient:innen von einem Originalpräparat auf ein Biosimilars umgestellt zu haben. Nur sehr wenige (7 Prozent) erklärten, vom Biosimilar auf ein Original gewechselt zu sein.
Auch die Rheumatologin Silke Zinke hat ihre Patientin Doreen Reimann längst auf ein Biosimilar umgestellt. „Seit es Biosimilars gibt, können wir mehr Patienten behandeln für das gleiche Geld, das heißt: Die Solidargemeinschaft wird insgesamt entlastet und wir können die Patienten sehr gut versorgen”.
Für ihre Patientin Doreen Reimann ging der Wechsel reibungslos vonstatten – zumal ihre Ärztin sie gründlich aufklärte und über die Motive des Wechsels beriet. „Für mich war die Umstellung vom Originalpräparat auf das Biosimilar problemlos. Es gab keine Veränderung in der Handhabung, selbst das Aussehen ist ähnlich und ich habe keinen Unterschied in der Wirkungsweise gemerkt.” Dass sie aus Kostengründen ein Biosimilar nimmt, ist für sie selbstverständlich. Sie freut sich, dass sie Kosten einspart und so unter Umständen auch anderen Patient:innen die Therapie mit einem Biopharmazeutikum ermöglicht. „Ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich wieder aktiv am Leben teilnehme“, sagt Doreen Reimann. „Dass ich das jetzt kann, ist für mich wie ein kleines Wunder.”
Doreen Reimann leidet unter schwerem Rheuma. Ein Biologikum veränderte ihr Leben. Warum sie trotzdem auf ein Biosimilar wechselte, erzählt sie hier.