So profitiert unser Gesundheitssystem von Biosimilars!
Die Bedeutung der Biosimilars für unser Gesundheitssystem ist immens, denn sie sorgen für Einsparungen in Milliardenhöhe und damit für massive Entlastung. Hier lesen Sie, wer neben der Gesetzlichen Krankenversicherung
ebenfalls von dem System profitiert und was Biosimilars für den Zugang etwa von Rheuma-Erkrankten zur Biologika-Therapie sowie für die Stabilität der Versorgung bedeuten.
Biosimilars sind Nachfolgeprodukte biologischer Originalpräparate, die von ihrer Wirkung her vergleichbar – jedoch deutlich günstiger sind. Dass sie seit dem Jahr 2006 mehr und mehr in die Versorgung kommen, hat maximal positive Effekte. Und zwar in den genau den Bereichen, die für ein funktionierendes Gesundheitssystem entscheidend sind. Denn: Der durch Biosimilars ausgelöste Wettbewerb führt zu sinkenden Preisen im Biologika-Markt. Durch die massiven Einsparungen erhalten mehr Patient:innen Zugang zu einer Biologika-Therapie. Es gibt eine stabile Versorgung – nicht zuletzt auch dank diversifizierter Produktionsstandorte und eines starken Standorts Europa.
Der Wettbewerb läuft auf Hochtouren
2006 kam mit Omnitrope® das erste Nachfolgeprodukt eines biopharmazeutischen Arzneimittels nach Patentablauf auf den Markt – und der Siegeszug der Biosimilars in Gang. Schon früh begannen die Ärzteschaft, Kassenärztliche Vereinigungen, Patient:innen und Patientenvereinigungen den Biosimilars mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Kassenärztliche Vereinigungen klärten alle Beteiligten auf und stellten Informationen zur Verfügung. Und die Krankenkassen taten das Ihrige, um mehr Biosimilars in die Versorgung zu bringen.
An Adalimumab wurde deutlich: Der Wettbewerb funktioniert
Wie gut der Wettbewerb funktionierte, zeigte sich 2018 mit dem Patentablauf des bis dahin weltweit umsatzstärksten Arzneimittels Humira® (Wirkstoff: Adalimumab): Vom ersten Tag an standen erstmalig drei Biosimilars in den Startlöchern und heizten den Wettbewerb an. Spürbare Preisabsenkungen waren die Folge.
In den nachfolgenden Monaten kamen weitere Unternehmen dazu – mit dem Ergebnis: Schon wenige Monate nach Patentablauf von Humira®, wurde die Hälfte der benötigten Tagestherapiedosen durch Biosimilars zur Verfügung gestellt. Im Dezember 2023 war der Preis für die Tagestherapiedosis Adalimumab um knapp 44 Prozent gesunken.
Immer schneller: die Marktdurchdringung mit Biosimilars
Der Blick auf die Wirkstoffe insgesamt zeigt: Mit zunehmendem Wettbewerb und Vertrautheit des fachärztlichen Personals mit Biosimilars halbiert sich die Zeit bis Biosimilars einen Marktanteil von 50 Prozent erreicht haben. Waren es bei Infliximab und Etanercept noch rund 26 bzw. 25 Monate, betrug die Zeit bis zur Marktdurchdringung bei Rituximab und Adalimumab schließlich bloß noch 11 bzw. 12 Monate.
Der Wettbewerb führt zu Einsparungen
Biologische Arzneimittel kommen bei der Behandlung vieler schwerer Erkrankungen zum Einsatz. Allerdings sind sie aufgrund ihrer aufwändigen Herstellungsprozesse auch besonders teuer. Einen großen Teil der Arzneimittelausgaben verwenden die Krankenkassen dafür. Biosimilars sorgen hier für Entlastung.
Sobald der Patentschutz endet, können Biosimilars für die Patientenversorgung bereitgestellt werden. Dies führt zu sinkenden Preisen. Dabei ist zu beachten: Nicht nur der Preis der Biosimilars, sondern auch der Preis für das Originalpräparat sinkt. Aber auch die Originalhersteller stehen unter starkem Druck, den Krankenkassen Rabatte zu gewähren.
So viel sparten Biosimilars bislang ein
Rabattverträge und Festbeträge senken die Kosten zusätzlich
Weitere Instrumente der Kostendämpfung sind Rabattverträge und Festbeträge. Denn: Erst dank des Markteintritts von Biosimilars können Kassen in großem Stil Rabattverträge schließen. Der Anteil der rabattvertragsgeregelten Packungseinheiten steigt beständig, bei einigen Wirkstoffen liegt er bereits bei über 90 Prozent. Zudem kann die GKV Festbeträge festsetzen und den Originator zu Preissenkungen motivieren. Denn: Senkt der Originator seinen hohen Listenpreis nicht auf die Höhe des Festbetrags, drohen Patient:innen extrem hohe Aufzahlungen.
Einsparungen verbessern den Zugang der Patient:innen zu Biopharmazeutika
Die durch den Wettbewerb der Biosimilars sinkenden Therapiekosten entlasten nicht nur die gesetzlichen Krankenkassen: Sie machen es möglich, dass die Betroffenen einen besseren Zugang zur hochpreisigen Biopharmazeutika-Therapie haben.
So ist die Wartezeit – also die Zeit, in der die z.B. schwer an Rheuma erkrankten Menschen mit einer chemischen Basistherapie behandelt werden, bevor sie von ihrer Ärztin oder Arzt ein Biologikum verschrieben bekommen – stark geschrumpft. Das ist das Ergebnis einer Befragung im Rahmen einer sogenannten PHARAO-Studie, die die KV Bayerns im Auftrag der AG erstellt hat.
Patient:innen warten heute kürzer auf eine Biologika-Therapie
Demnach bekommen Patient:innen heute deutlich früher ein biologisches Arzneimittel verschrieben, als es noch vor sechs Jahren der Fall war. Musste etwa ein an Rheuma erkrankter Mensch im Jahr 2014 (also vor Einführung des ersten Biosimilars) noch durchschnittlich 3,15 Jahre auf eine biologische Arzneimitteltherapie warten, waren es im Jahr 2019 nur noch 2,17 Jahre.
Mehr Patient:innen werden mit einem Biologikum behandelt
Dieselbe Studie zeigt, dass die Zahl der Patient:innen, die eine Biologika-Therapie erhalten, in den letzten Jahren bemerkenswert angestiegen ist. Allein bei an Rheuma Erkrankten in Bayern stieg die Zahl der Personen an, die mit einem biologischen Arzneimittel behandelt wurden, in fünf Jahren um fünf Prozent - von 12,3 Prozent im Jahr 2014 auf 20,4 Prozent im Jahr 2019. Übrigens: Davon erhielten fast die Hälfte ein Biosimilar.
Eine Studie der AG Pro Biosimilars zeigt, wie das Gesundheitssystem von Biosimilars profitiert. Die wichtigsten Ergebnisse der Analyse finden Sie hier.
Bei Biosimilars herrscht maximale Versorgungssicherheit
Anders als bei chemisch-synthetisch hergestellten Arzneimitteln, gibt es bei Biosimilars ein hohes Maß an Versorgungssicherheit. Ein gesundes Marktumfeld führt offenbar dazu, dass es so gut wie keine Lieferengpässe gibt. Und dass die wenigen, die es seit dem Markteintritt der Biosimilars gegeben hat, nicht zu Versorgungsengpässen werden konnten.
Das spricht dafür, dass es bei Biosimilars – neben einem starken Standort Europa sowie einer global diversifizieren Produktionslandkarte – derzeit auch den notwendigen Spielraum für die Unternehmen gibt, ihre Lieferketten resilient und ihre Versorgung damit durchgehend stabil zu halten.
Es gibt eine diversifizierte Produktion und einen starken Standort Europa
Blickt man auf die Produktionsstätten für Biosimilars, wird offenbar, dass sich diese ausgeglichen über den Globus verteilen. Außerdem gibt es einen starken Standort Europa.
So stammen derzeit 56 Prozent der in Deutschland benötigten Tagestherapiedosen aus Europa. Deutschland und Österreich stellen aktuell die meisten Produkte für den deutschen Markt her – jeweils 8 Biosimilars. Das hat nicht nur positive Folgen für die Versorgungssicherheit. Es zeigt auch, dass es in Deutschland und Europa noch Firmen gibt, die hier investieren. Weil hier das nötige Know-how vorhanden ist und die Biotech-Branche, die nicht zuletzt einen Teil der COVID-19-Impfstoffe entwickelt hat, für die Versorgung einer Vielzahl von Menschen essenziell ist.
Fakten
Fakt 1
Nach Patentablauf durchdringen Biosimilars den Markt und kommen schnell in die Versorgung.
Fakt 2
Biosimilars senken die Preise. Nicht nur, dass sie per se günstiger sind. Sie bewirken auch eine Preisabsenkung beim Originalprodukt.
Fakt 3
Dank Biosimilars haben mehr Patient:innen Zugang zu einer Biologika-Therapie. Die Kosten für die Kassen sinken aber trotzdem.
Fakt 4
Bei den Biosimilars gibt es resiliente Lieferketten und maximale Versorgungssicherheit.
Fakt 5
Dafür ist nicht nur eine Diversifizierung der Produktionsstätten verantwortlich, sondern auch ein starker Standort Europa.