Für mehr Biosimilars in der Versorgung braucht es keine Austauschbarkeit in der Apotheke
Diese Einschätzung teilten die Referenten des Pro Biosimilars-Symposiums am 22.05.2019 auf dem Hauptstadtkongress: Prof. Dr. Theo Dingermann von der Goethe-Universität Frankfurt, Dr. Holger Neye von der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein und der stellv. Vorsitzende der AG Pro Biosimilars Walter Röhrer (Biogen) diskutierten zum Thema „Versorgungstrends Biosimilars: Zielvereinbarungen und Austauschbarkeit von Biosimilars im GSAV“.
Die im GSAV für 2022 festgeschriebene Substitution in der Apotheke lehnte Dr. Holger Neye ab und begründete das mit bisher unveröffentlichten Zahlen. Eine Umfrage unter 134 Ärzt:innen ergab: 40 Prozent (71 Antworten) verschreiben Biosimilars aus wirtschaftlichen Gründen, 30 Prozent aufgrund der Zielvereinbarungen. 39,6 Prozent achten auch auf die Handhabbarkeit. Und: 98,6 Prozent wollen die Entscheidung über den Einsatz in der Hand behalten. Neyes Fazit: „Die Entwicklung geht in die richtige Richtung. Wir als KV müssen jetzt einfach dranbleiben und notfalls säumige Praxen direkt kontaktieren.“
Die automatische Substitution in der Apotheke bezeichnete Walter Röhrer, Associate Director Market Access Biosimilars der Biogen GmbH, als schlicht unnötig. Allein im Jahr 2018 habe sich der Anteil der Biosimilars in der Versorgung verdoppelt, durch die Vielzahl der Patentabläufe sei noch mehr Wettbewerb zu erwarten. Zudem gäbe es in der EU kein Land, in dem „ohne Beteiligung des verordnenden Arztes in der Apotheke substituiert“ werde.
An den G‑BA, der Ausnahmen zur Substitution vorgeben kann, appellierten die Experten, „mit Augenmaß vorzugehen“. „Wir hoffen auf eine Prüfung Wirkstoff für Wirkstoff – mit der Möglichkeit einer Stellungnahme für alle Beteiligten“, so Röhrer. Und Dingermann warnte: „Es wird drauf ankommen, den Unternehmen nicht die Luft abzudrehen. Sie haben viel Geld investiert und brauchen Stabilität. Ob dreiJahre reichen – da bin ich sehr skeptisch.“
22.05.2019