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“Der G‑BA muss von seiner Aufgabe befreit werden”

Was bringt die Substitution von Biopharmazeutika in Parenteralia?

Heute endet die Stellungnahmefrist, die der Gemeinsame Bundesausschuss (G‑BA) mit Blick auf den automatischen Austausch biotechnologisch hergestellter Arzneimittel in parenteralen Zubereitungen angesetzt hat. Will die Politik mit diesem Schritt weitere Einsparungen (sprich: höhere Rabatte) erzielen, ist er unsinniger denn je. Denn:

  • Seit dem 1. September 2022 müssen Biosimilar-Unternehmen den Apotheken für ihre Biosimilars, die in parenteralen Zubereitungen verwendet werden, bis zu 67,5 Prozent Rabatt gewähren
  • Daraus ergeben sich hochgerechnet Einsparungen von 515 Millionen Euro* pro Jahr, die Biosimilars aufgrund dieser neuen Regelung allein im niedergelassenen Bereich generieren

Dazu sagt Walter Röhrer, Vorsitzender der AG Pro Biosimilars: „Wer die Versorgung noch günstiger haben will, der setzt ihre Stabilität sehenden Auges aufs Spiel!“

Zum Hintergrund:

Parenteralia sind patientenindividuelle Zubereitungen von (Fertig-)Arzneimitteln, die z. B. bei Chemotherapien den Patient:innen über Infusionen gegeben werden. Für die Biosimilars dieser Wirkstoffe gelten seit September 2022 drastische Preisabschläge, die in der sogenannten Hilfstaxe geregelt sind. Demnach müssen die Unternehmen den Apotheken Rabatte gewähren, die letztere ihrerseits an die Krankenkassen weiterleiten. Für Bevacizumab-Biosimilars (Behandlung von Darmkrebs) und Rituximab-Biosimilars (Behandlung von Krebs) werden jeweils Preisnachlässe von 58,5 Prozent fällig. Bei Trastuzumab-Biosimilars (Behandlung von Brustkrebs) sind es sogar 67,5 Prozent.

Berechnet man die Einsparungen, die aufgrund der neuen Regelung entstehen, kommt man auf 515 Millionen Euro* pro Jahr.  

Dazu Walter Röhrer: „Angesichts der Höhe dieser bereits existierenden Rabatte und der dadurch entstehenden hohen Einsparungen muss man sich fragen: Ist es das wert? Wir hören, dass Ärzt:innen, Patient:innen und Apotheker:innen weiterhin gravierende Bedenken gegen die automatische Substitution haben. Wir sehen bei Generika massive Engpässe. Wollen wir wirklich die von Gesundheitsminister Lauterbach selbstkritisch reflektierte ‚Discounter-Medizin‘ auch auf die Biologika, die zur Behandlung lebensbedrohlicher Erkrankungen eingesetzt werden, ausweiten? Ich glaube nicht. Entsprechend sollte die Politik eingreifen und den G‑BA von seiner undankbaren Aufgabe, Austauschregeln für Biopharmazeutika zu finden, endlich befreien.“

Alle Gründe, die gegen die automatische Substitution sprechen, finden Sie hier noch einmal zusammengefasst. Und warum sie ein politischer Fehler ist, erfahren Sie u.a. in diesem Film.

*Quelle: INSIGHT Health: Ambulante GKV-Abrechnungsdaten über Fertigarzneimittel inkl. Zubereitungen

16.01.2023